13. Kapitel 11

Gegen Ende des Jahres 1870, als viele Klagen über die Verwaltung und Ordnung im Bahnhof Genf beim Bundesrat eingegangen waren, erhielt ich vom Bundesrat Auftrag und Vollmacht, hierin Abhilfe zu schaffen. In Genf angekommen, fand ich wirklich das ganze Bahnhofgebiet vollgepfropft von Waren verschiedener und auch feinerer Art, alles unter freiem Himmel gelagert. Massenhafte Reklamationen fanden sich unbeantwortet auf den Bureaux der Bahnverwaltung, welche sich nicht die Mühe nahm, diese zu untersuchen. Durch den massenhaften Verkehr hatten die Beamten von A - Z den Kopf verloren. Energisch einschreitend, gelang es mir nach anderthalb Monaten, Bahnhof und Warenspedition in normale Verhältnisse zu bringen. Darüber war der Bundesrat sehr erfreut und sandte mir ein sehr schmeichelhaftes Anerkennungsschreiben.
Nach Neujahr 1871, nochmals vom Bundesrat veranlasst nach Genf zu gehen, hatte ich die Aufgabe, zu untersuchen, ob meine getroffenen Anordnungen während der Weihnachtsferien, die ich bei meiner Familie in St. Gallen zugebracht hatte, pünktlich ausgeführt wurden. Kaum einige Tagein Genf weilend, erhielt ich vom eidgenössischen Militärdepartement unbedingte Vollmacht und Instruktion, die ungefähr 70.000 internierten Franzosen über die Westschweizer und Paris-Lyon Eisenbahnen an die schweizerische Grenz zu führen. Ich unterzog mich, als guter Schweizer, dieser mühevollen und schwierigen Aufgabe und war zehn volle Tage damit beschäftigt, und zwar bei einer bekannten beissenden Kälte. Sogar nachts musste ich die Beförderung dieser Truppen anordnen und überwachen. Ich wunderte mich nur, dass meine Gesundheit diese Strapazen ertrug. Die Art und Weise, wie ich diese schwierige und wichtige Aufgabe löste, ohne die planmässigen Züge zu unterbrechen und zu gefährden, will ich nicht auseinandersetzen; sie ist im bundesrätlichen Bericht über die Internierungsgeschichte 1870/1871 enthalten. Mein Name und meine Leistung wurden darin besonders günstig erwähnt. Diese Erwähnung war mir mehr wert als manchem ein Verdienstorden: Ich hatte Gelegenheit gehabt, meinem Vaterlande auch im Militärspeditionsfache einen Dienst zu leisten.
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