11. Kapitel 9

Nun beginnt meine Tätigkeit im Kurgebiet. War es ein Omen für meine spätere Wirksamkeit, dass ich nach St Moritz gerufen wurde? Im Spätsommer 1860 erhielt ich vom damaligen Verwaltungsrat der Kuranstalt St. Moritz die Einladung, dorthin zu kommen, um die von Architekt Kubli gefertigten Pläne für die Vergrösserung der Kuranstalten zu begutachten. Vereint mit Herrn Kubli und dem Verwaltungsrat machte ich mich an die Besichtigung der Örtlichkeiten, auf welchen das neue Kurgebäude erstellt werden sollte. An der darauffolgenden Konferenz erklärte ich, dass ich dieses Projekt nicht begutachten könne und wolle, da die projektierte Stelle dem Bad St. Moritz und dessen Zukunft nicht entspreche. Ich bemerkte unter anderem auch, dass eine Verlegung von Gast- und Wohnzimmern nicht an den Berg gemacht werden dürfe. Fraglicher Platz müsse für die Vermehrung der Bäder und für eine neue Trinkhalle vorbehalten werden. Über diese Anschauung machen die Herren Verwaltungsräte bedenkliche Gesichter, da eigentlich der Plan Kubli von der Gemeindeversammlung schon gutgeheissen war. Auch Herr Kubli war nicht im Klaren über meine Ideen. Ich machte mich an der Konferenz und vor allen Anwesenden an die Arbeit und skizzierte mein Projekt, das in der Hauptsache den heutigen Stand repräsentiert. Es machte auf alle Verwaltungsräte, mit Ausnahme des Präsidenten von Flugi, den besten Eindruck; namentlich erfreut war Herr Kubli. Wohl und gut, Herr von Flugi wollte sich weder durch Herrn Kubli, noch durch seine Kollegen, noch durch mich bekehren lassen. Als es Mittag war, fuhren wir nach Pontresina, um dort zu speisen. Ich fuhr mit Herrn von Flugi allein. Auf dem ganzen Weg sprachen wir von meinem Projekt. Sein alter Gaul, angespannt an eine «char à banc», ging ganz erwünscht nur im Schritt. Die Herren erwarteten mit Ungeduld unsere Ankunft. In Pontresina angekommen, ergriff Herr von Flugi, ohne erst zu begrüssen, das Wort und sagte zur allgemeinen freudigen Überraschung von allen Anwesenden, er, von Flugi, sei nun mit dem Projekt Simon ganz einverstanden. Mit Schneckenpost zu fahren, war diesmal gut gewesen.
In vollständiger Anerkennung meiner Skizze erhielt ich den Auftrag, den Situationsplan auszuarbeiten und einen diesbezüglichen Bericht über dieses Projekt zu erstatten und dem Verwaltungsrat so bald als möglich zu Handen der Gemeindeversammlung einzureichen. Acht Tage später erhielt der Verwaltungsrat das von mir Gewünschte. Auch die Generalversammlung genehmigte meinen ausgearbeiteten Situationsplan. Meine Aufgabe war hiermit erfüllt, und auf meinen Wunsch wurde Herr Kubli mit der Ausführung der Bauten betraut. Leider hat der Verwaltungsrat meinen Plan nicht ganz und voll ausgeführt, was von den heute noch lebenden Mitgliedern sehr bedauert wird.
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